bamboo finance blog

Altersrückstellungen in der Privaten Krankenvoll- und Zusatzversicherung – Deine finanzielle Vorsorge im Alter

26. Februar 2024

Nachhaltige Finanzierung in der Privaten Krankenversicherung

Die Altersrückstellungen (ARsT) in der privaten Krankenvoll- und Zusatzversicherung spielen eine entscheidende Rolle, wenn es um die Finanzierung von Gesundheitskosten im Alter geht. Je besser deine Krankenversicherung jene Rückstellungen verzinst, desto beitragsstabiler wird Dein Tarif auch noch im hohen Alter voraussichtlich sein.


In unseren Blogbeitrag „Worauf du beim Abschluss einer Privaten Krankenversicherung besonders achten solltest“ haben wir bereits auf die Wichtigkeit der ARsT bei der Auswahl der privaten Krankenvoll- und Zusatzversicherung hingewiesen.


Wir möchten nun einen genaueren Blick darauf werfen, warum das so ist. Für ein besseres Grundverständnis erläutern wir zunächst wie die Kalkulation in der Privaten Krankenversicherung (PKV) grundsätzlich funktioniert und bewerten darauf basierend die Wichtigkeit der ARsT.

Gut zu wissen: Erfahre alles über die häufigsten Vorurteile zur Privaten Krankenversicherung: 

Die private Krankenversicherung (PKV) wird häufig von Vorurteilen begleitet, etwa dass sie im Alter unbezahlbar sei oder dass die Beiträge stärker steigen als in der GKV. Tatsächlich können Maßnahmen wie Altersrückstellungen und spezielle Tarife die Beiträge stabil halten. Während der Familienplanung und Elternzeit kann die PKV teurer sein, bietet jedoch oft umfassendere Leistungen für Kinder und Schwangerschaft. Junge Erwachsene profitieren von günstigen Tarifen und besseren Leistungen.

Warum sind Altersrückstellungen wichtig?

Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), wo die jüngeren Versicherten die höheren Ausgaben für ältere Versicherte mitfinanzieren, sorgt in der privaten Kranken(Zusatz)Versicherung jede Generation für sich selbst vor. Es wird nach dem sogenannte Anwartschaftsdeckungsverfahren kalkuliert. Das bedeutet, es werden Rückstellungen für die mit dem Alter steigenden Versicherungsleistungen gebildet.



Um entsprechend die Wichtigkeit der ARsT bewerten zu können, widmen wir uns zuerst etwas genauer den Kalkulationsgrundlagen einer Privaten Krankenversicherung (PKV).

Gut zu wissen: Darauf solltest du bei einer Krankenversicherung achten!

Bevor du von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Krankenversicherung (PKV) wechselst, solltest du eine genaue Szenarienkalkulation für dein Erwerbsleben und die Rentenphase vornehmen. Wichtig ist auch, sich von einem unabhängigen Versicherungsmakler beraten zu lassen, um die passende Versicherung und den optimalen Tarif zu finden. Achte dabei auf die Versicherungsbedingungen und lege klare Prioritäten für unverzichtbare und optionale Leistungen fest. Schließlich ist die Finanzstärke des Versicherers entscheidend für die Stabilität deiner Altersrückstellungen und langfristigen Beitragshöhe.

Wie funktioniert die Beitragskalkulation in der PKV?

Die Beiträge in der PKV werden über die gesamte Versicherungsdauer so kalkuliert, dass sie in jungen Jahren oberhalb der durchschnittlich zu erwartenden Ausgaben je Versicherten liegen und in späteren Jahren darunter. Der Mehrbeitrag in jungen Jahren wird in den ARsT verzinslich angelegt.


Wenn in späteren Lebensjahren die tatsächlichen Ausgaben für Gesundheitsleistungen über dem Beitrag liegen, wird die Differenz durch Entnahme aus den ARsT finanziert. Fest in der Kalkulation einer PKV verankert, sind vier Zuführungsquellen in die ARsT, die für eine Beitragsentlastung im Alter sorgen sollen.


Ein fünfter Baustein, welchen du optional einbauen kannst, wurde mittlerweile eingeführt. Auch diesen werden wir folgend beleuchten.

Zuführungsquellen der Altersrückstellungen:

Altersrückstellungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Beitragskalkulation in der privaten Krankenversicherung, um langfristige Beitragsstabilität zu gewährleisten. Es gibt verschiedene Quellen, die diese Rückstellungen speisen, darunter der Gesamtbeitrag, Überzinsen und der gesetzliche Zuschlag. Diese Mechanismen sorgen dafür, dass auch im Alter steigende Gesundheitskosten abgefedert werden können, während durch clevere Tarifwahl und Zusatzoptionen wie den Beitragsentlastungstarif weitere finanzielle Sicherheit geschaffen wird.


  • Gesamtbeitrag: Die ARsT sind, je nach Tarif, ein prozentualer Anteil deine Gesamtbeitrags zur PKV, welcher um die 25% betragen kann. Ergo: Je höher dein Beitrag, desto mehr ARsT können aufgebaut werden. Es ist für dich deshalb nicht sinnvoll, Billigangebote zu wählen, um deine Gesundheit abzusichern. Das gilt gleichbeutend für das Vereinbaren einer hohen Selbstbeteiligung, die du spätestens im Alter, wenn du behandlungsbedürftiger wirst, ohnehin regelmäßig ausreizen wirst.


  • Überzinsen: Bei der Kalkulation der Beiträge nutzen die Unternehmen einen bestimmten Zinssatz, den Rechnungszins. Wenn das Versicherungsunternehmen am Kapitalmarkt eine Verzinsung oberhalb des Rechnungszinses erreicht, entstehen Überzinsen. 90 Prozent der Überzinsen werden für zusätzliche Beitragsentlastungen im Alter genutzt, wovon der überwiegende Teil den ARsT gutgeschrieben wird. Die verbleibenden 10 Prozent werden den freien Unternehmensmitteln zugeführt.


  • Vererbung: Endet ein Versicherungsverhältnis durch Tod oder Kündigung der versicherten Person, bleiben die ARsT beim bisherigen Versicherer und werden für die übrigen Versicherten derselben Tarifstufe und Altersgruppe genutzt. Bei Verträgen ab 2009 kann ein Teil der ARsT bei einem Wechsel zu einem anderen PKV-Unternehmen übertragen werden.


  • Gesetzlicher Zuschlag: Ein weiteres Instrument zur Beitragsentlastung im Alter ist der gesetzliche Zehn-Prozent-Zuschlag, den Neuversicherte seit dem 1. Januar 2000 auf ihren Beitrag zahlen. Dieser Zuschlag wird ebenso dazu verwendet, Beitragserhöhungen im Alter zu verhindern oder zu begrenzen. Mit Vollendung deines 60. Lebensjahres endet die Erhebung des Gesetzlichen Zuschlags.


  • Beitragsentlastungtarif: Den Baustein Beitragsentlastungstarif (BET) kannst du flexibel vereinbaren. Du stellst bei Antragstellung z.B. ein, dass sich Ihr Beitrag zum Rentenbeginn brutto um 200€ im Monat senken soll. Dafür zahlst du monatlich 50€ mehr für deine PKV. Bei vielen Gesellschaften muss der Beitrag für den BET allerdings auch während der Rentenphase, also durchgehend, gezahlt werden, so dass sich dein Beitrag sozusagen netto lediglich um 150€ senkt. Der BET kann bspw. für Arbeitnehmer, die Ihren Arbeitgeberzuschuss zur Krankenversicherung noch nicht ausgereizt haben, ein lukrativer Baustein sein, um die Beiträge im Alter zu senken, weil der Arbeitgeber sich dann ungefähr zur Hälfte an den 50€ aus dem oberen Beispiel beteiligt. Solltest du jedoch mal den Versicherer wechseln (müssen), verbleiben die im BET aufgebauten Rückstellungen grundsätzlich bei der bisherigen Gesellschaft.

Altersrückstellungen in der Krankenzusatzversicherung:

Weil die PKV nach Art der Lebensversicherung kalkuliert werden muss, hast du keine Auswahlmöglichkeit, ob ein Tarif ARsT bildet oder nicht. Bei der Krankenzusatzversicherung (KZV) hingegen schon. Du kannst z.B. eine stationäre Krankenzusatzversicherung oder eine Zahnzusatzversicherung ohne ARsT wählen, deren Beiträge im ersten Versicherungsjahr im Vergleich zu einem Tarif mit ARsT, deutlich günstiger sind.

 

Den Versicherungsbedingungen kannst du die festgelegten Beitragssprünge entnehmen und entsprechend gegenüber einem Tarif mit ARsT kalkulieren. In der Regel erfolgen die Sprünge zu bestimmten Geburtstagen. Zum Beispiel zu deinem 40. Geburtstag, deinem 50. usw. Ob sich für dich die ein oder andere Variante mehr lohnen wird, ist schwer vorab hinreichend zu kalkulieren. Zumal der Beitrag beider Varianten zusätzlich noch aufgrund der (Medizin)Inflation ansteigen dürfte.


Als Faustregel kann man festhalten: Je länger du planst einen Tarif zu behalten, desto eher sollte dieser mit ARsT kalkuliert sein sollte.

Unser Tipp: Die unsichtbare Verbindung zwischen PKV und BU!

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist für jeden wichtig, da Berufsunfähigkeit nicht nur durch den Job, sondern auch durch Freizeitunfälle oder Erkrankungen verursacht werden kann. Besonders Arbeitnehmer sollten ihre Arbeitskraft absichern, da nach der Lohnfortzahlung Krankengeld oder Krankentagegeld einsetzt, was jedoch langfristig nicht ausreicht. Es ist entscheidend, BU und Krankentagegeldversicherungen aufeinander abzustimmen, um Einkommenslücken zu vermeiden. Privat Krankenversicherte sollten besonders auf die Definitionen von Berufsunfähigkeit achten, da diese den Anspruch auf Krankentagegeld beeinflussen.

Wir empfehlen

Nachdem wir die grundlegenden Mechanismen der ARsT in der privaten Krankenvoll- und Zusatzversicherung beleuchtet haben, möchten wir dir abschließend einige Ratschläge geben.


Bei der Auswahl deiner Versicherung ist es nämlich entscheidend, nicht nur den aktuellen Beitrag im Blick zu haben, sondern auch die langfristige Stabilität Ihres Tarifs sicherzustellen.


  1. Bewusste Tarifwahl: Achte bei der Auswahl deiner Versicherung auf Tarife, die nicht nur deinen aktuellen Bedürfnissen entsprechen, sondern auch eine nachhaltige Kalkulation für das Alter berücksichtigen.
  2. Berücksichtigung von Zusatzbausteinen: Prüfe die Optionen für zusätzliche Bausteine wie den Beitragsentlastungstarif (BET) und wähle diese flexibel nach deinen individuellen Bedürfnissen.
  3. Langfristige Perspektive: Denke langfristig, wenn du einen Tarif planst. Je länger du planst, einen Tarif zu behalten, desto wichtiger ist die Einbeziehung von Altersrückstellungen.
  4. Klärung von Vererbungsregelungen: Falls ein Wechsel des Versicherers in Betracht kommt, kläre die Regelungen zur Vererbung der Altersrückstellungen, insbesondere bei Verträgen ab 2009.
Kostenloses Erstgespräch vereinbaren

Die richtige Entscheidung bei deiner privaten Kranken(Zusatz)Versicherung trägt nicht nur zu deiner aktuellen Gesundheitsversorgung bei, sondern stellt auch sicher, dass du im Alter finanziell geschützt bist.


Gerne unterstützen wir dich dabei, eine informierte und nachhaltige Entscheidung zu treffen. Hier kannst du dir ein kostenloses Erstgespräch buchen.


Bis dahin, bleibe kritisch!

Dein Alex Kukovic 

Über den Autor:

Alexander ist seit 2006 als Berater für Privatkunden in der Versicherungsbranche tätig. Der studierte Versicherungsmakler (Abschluss im Versicherungswesen an der Fachhochschule Köln) gilt als Experte in den Bereichen Arbeitskraftabsicherung, private Krankenversicherung sowie Altersvorsorge.


Sein Leitspruch "Amat victoria curam" – übersetzt als "Der Sieg liebt die Vorbereitung" – bildet das Fundament seiner Arbeit. Alexander legt besonderen Wert darauf, dass seine Mandanten die von ihm empfohlenen Versicherungen vollumfänglich verstehen. Dabei verfolgt er einen strukturierten und konzeptionellen Ansatz, um eine umfassende Vorbereitung sicherzustellen.

Folge uns auf den Socials!

Du möchtest mit uns sprechen?

Kostenloses Erstgespräch vereinbaren

Das könnte dich auch interessieren

28. April 2025
Die Inflation frisst dein Ruhestandskapital schneller auf, als du denkst. Dieser Beitrag zeigt, warum dein geplantes Reisebudget im Alter real weniger wert ist, wie stark die Kaufkraft über 20 bis 40 Jahre sinkt und wie du mit einer inflationsbereinigten Rentenplanung nach DIN 77230 gegensteuern kannst – durch rechtzeitigen Vermögensaufbau, clevere Anlagestrategien und fundierte Zahlen.
Rentnerinflation: Viele unterschätzen, wie stark die Inflation im Ruhestand den Lebensstandard senkt
22. April 2025
Die "Rentnerinflation": Viele unterschätzen, wie stark die Inflation im Ruhestand den Lebensstandard bedroht. Dieser Beitrag erklärt, warum Rentner oft stärker betroffen sind, wie Kaufkraftverluste entstehen und welche Rolle die persönliche Inflation spielt. Du erfährst, wie du mit einer realistischen Rentenplanung, verschiedenen Inflationsszenarien und einer durchdachten Anlagestrategie deinen Lebensstandard langfristig sichern kannst – und warum eine Altersvorsorge ohne Inflationsschutz gefährlich für dich ist.
15. April 2025
Immer mehr Menschen in Deutschland sind im Alter auf Grundsicherung angewiesen. Dieser Beitrag zeigt, warum Altersarmut kein Schicksal ist, sondern oft die Folge fehlender privater Altersvorsorge. Anhand konkreter Rechenbeispiele wird verständlich erklärt, wie du schon mit kleinen monatlichen Beträgen und Hilfe des Zinseszinseffekts eine solide Zusatzrente aufbauen kannst – egal ob über eine private Rentenversicherung, einen Sparplan mit börsengehandelten Indexfonds (ETF) oder andere clevere Bausteine. Jetzt handeln statt später verzichten!

Schreib uns deine Meinung!